Tom Kaden

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„Das Baurecht bildet die technischen Möglichkeiten des modernen Holzbaus nicht ab. Das ist unser Hauptproblem.“


Prof. Tom Kaden (TU Graz)

Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt sich der Dipl-Designer BDA Tom Kaden mit dem urbanen Holzbau. Seine Projekte finden sowohl lokal als auch international große Beachtung. 2017 begann der Berliner als Professor für Architektur und Holzbau an der TU Graz zu unterrichten und zu forschen. Seine Expeditionsreisen durch Österreich in den 1990er Jahren weckten sein Interesse am Holzbau: 

„Ich habe mir damals die Holzbauten und die damit verbundene Baukultur angesehen.
Das hat mich inhaltlich, aber auch emotional überzeugt
und war sozusagen der Start für meine ‚Holzbaulaufbahn‘.“

Kaden setzt Schwerpunkte auf den urbanen Holzwohnbau und die Replizierbarkeit seiner Bauwerke. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, in seinen Forschungsvorhaben neue architektonische, tragwerks- und brandschutztechnische Lösungen zur Konzipierung von mehrgeschossigen Holzsystembauten zu entwickeln.

Was verstehen Sie unter „Großvolumig“ in Bezug auf den Holzbau?

Wir sind im Holzbau noch relativ bescheiden unterwegs. Sowohl was die gebauten Quadratmeter angeht, als auch bei den gebauten Geschoßen im Holzbau besteht durchaus noch Luft nach oben. Ich glaube, dass wir Gebäude zwischen 10 und 20 Geschoßen sehr gut mit dem Holzbau realisieren können, und dass wir im Vergleich zu anderen Baustoffen hier auch konkurrenzfähig sind.

Was ist ihrer Meinung nach der Grund bzw. das größte Vorurteil, warum vor allem bei großen Wohnbauten nur selten mit Holz als Konstruktionsmaterial gebaut wird?

Leider gibt es immer noch Vorurteile gegenüber dem Holzbau, das ist richtig. Das Baurecht sowie die lokal sehr unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen ermöglichen es nur selten, höher als 3-4 Geschoße mit Holz zu bauen. Das Hauptproblem ist hierbei, dass das geltende Baurecht die technischen Möglichkeiten des modernen Holzbaus nicht abbildet. Hier müssen wir ansetzen um ein liberaleres Baurecht für den Holzbau zu bekommen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Schweiz, in der die Rahmenbedingungen für großvolumige Holzbauten besser sind und dadurch auch öfter in Holz gebaut wird.

Was gilt es zu tun, damit in Zukunft mehr großvolumige Holzbauten entstehen?

Der Holzbau muss in die Städte zurückkehren. Dafür ist es wichtig, dass wir die guten Beispiele des urbanen Holzbaus herzeigen. Hierbei ist es meiner Meinung nach gar nicht so wichtig, wie hoch die Gebäude sind. Natürlich baue ich auch gerne einmal ein Holzhochhaus. Wir müssen den Holzbau aber zuerst sozusagen ‚in die Breite‘ bringen. Das funktioniert am besten mit Gebäuden zwischen vier und acht Geschoßen. Der Anteil von Holz bei mehrgeschossigen Gebäuden liegt in Deutschland bei vier bis fünf Prozent und ist in den meisten anderen Ländern nicht viel höher. Eine meiner Aufgaben als Professor für Holzbau an der TU Graz ist es, den Politikern und Entscheidungsträgern zu zeigen, was der Holzbau wirklich kann – Damit hoffentlich in Zukunft mehr mit Holz gebaut wird.

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